NEUE REISEBERICHTE

02.Juli - 24.September 2001
aktuelle Reiseberichte aus China und Vietnam

  Zugfahrkarte von Xian nach Peking-West Zugfahrkarte von Panzhihua nach Emeishan


Im ¨¹brigen war ich Anfang August Ehrengast auf einer Hochzeit in S¨¹d-China. Aktuelles dazu findet ihr im Bereich 03. - 10. August. wie eine Hochzeit in China so abläuft...

R E I S E B E R I C H T E   -   J E D E N   T A G   N E U
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Name: "Gehe deinen Weg! Alles ist moeglich"!...

Datum: Sonntag, 22 Juli, 2001 um 11:34:26
Kommentar:
...diese Worte gab mir der Kung Fu Meister mit auf den Weg.

Nachdem ich nun doch 3 Tage Kung Fu trainiert habe, bin ich total am Ende. Das ist auch der Grund weshalb ich gestern und vorgestern nicht geschrieben habe - wenn du bis 10 Uhr abends trainierst und so früh wieder raus musst, kämpfst du um jede 10 Minuten Schlaf. Ich hab eine ganze Menge mit auf den Weg bekommen, unter anderem auch eine Erkältung, da es einen Tag lang wie aus Gieskannen geschüttet hatte, und das Training prinzipiell und bei jedem Wetter im Freien stattfindet. Jedenfalls habe ich meine Kondition mal wieder getestet. Was mir mehr zu schaffen gemacht hat, war diese unendliche Hitze.

Ansonsten bin ich jetzt fit wien Turnschuh. Das blauschwarze Shaolin-Gewand musst ich leider wieder abgeben. Dafür hat mir einer der Schüler seine Strohschuhe geschenkt. Die sind echt bequem nach 3 Tagen Barfußtraining. Heut Morgen habe ich das Kung Fu nun endgültig hinter mir gelassen - ich muss halt weiter, auch wenn ich hier 3 Wochen hätte bleiben können. Die Verabschiedung war eine Zeremonie, kann ich euch sagen. Nach dem Morgenlauf (heut nicht für mich!) war 7 Uhr antreten. Alle 700 Schüler standen im Viereck, deren Kung Fu Oberhaupt mit mir in der Mitte. Eine Shaolin-Trommel bekam ich als Geschenk und die Worte "GEHE DEINEN WEG!" und "ALLES IST MÖGLICH - DIE ENERGIE LIEGT IN DIR." mit auf den Weg. Ich denke man kann diesen Aussagen Glauben schenken, denn was ich in den letzten 3 Tagen Shaolin live erlebt und gesehen habe, unterstrich meine Vorstellung über die Shaolin. Jede Drehung, jede Handbewegung hat hier einen bestimmten Zweck und Sinn. Und wenn du live hier im Shaolin Kloster bist und das alles live siehst und auch noch selber mitmachst, siehst du das alles etwas anders. Du fühlst regelrecht die Energie, die du sonst unbewusst aufzunehmen vermagst, du spürst wie warme stählerne Kräfte deinen Körper durchkriechen bis sie im letzten Winkel, im Körperinneren, dem Herz, dem Rückgrad angekommen sind, und du lässt sie wieder zurück in die Fingerspitzen fließen, indem du deine Arme vom Körper langsam weg bewegst und dabei die Form einer steigenden e-Funktion nach machst, und mit geschlossenen Augen langsam aber kraftvoll, ausatmest. Danach willst du echt Baumstämme wie Streichhölzer zerbrechen.
Nein, nein - nicht Baumstämme: - Ran an die Sandsäcke, die Energie freilassen! Die Konzentrationsübungen nach alter Tradition sind über Jahrhunderte hinweg stets vom Meister zum Schüler weitergegeben worden. Das Resultat sehe ich: Die 40 hintereinander aufgehängten Sandsäcke stieben so stark, dass du nur noch 2 Sandsack weit kucken kannst. Xiao, der 13 Jährige am Sandsack neben mir, steht nur auf seinem linken Bein, seine Hüfte eingedreht in Kampfhaltung, steuert er seinen rechten Fuß jetzt schon zum fünfzehnten mal in kurzer Zeit im Halbkreis mit dem sogenannten "Halbmondschlag" auf den Sandsack zu, ohne sein Bein auch nur ein einziges mal abzusetzen. Xiao schwitzt, seine Schweißperlen auf Nase, Wangen und Rücken sind nicht zu übersehen. Sand rieselt aus dem stiebenden gedroschenem Sack. Schweißperlen tropfen zur Erde. Man hört einen Kampfschrei nach dem Anderen zwischen Dumpfen Schlägen auf den Sack. Der Sandsack schwingt hin und her, während Xiao, welcher völlig außer Atem ist, aber dennoch kontrolliert konzentriert nach Luft schnappt, schon mit dem anderen Bein ausholt. Die größte Ehre für Xiao ist es, wenn sein Meister ihn sieht wie er heut Abend seinen Sandsack stopft und ihn wieder mit Sand befüllt. Danach geht es in den Zweikampf. Doch Vorsicht ist geboten, denn es darf keinen Körperkontakt mit dem Partner geben! So wird das Feeling für den eigenen Körper trainiert.

Mit einer Rikscha fährt mich einer der Schüler etwa 15km weit an die nächst größere Straße, von dort aus halte ich einen der Minibusse an und fahre für 10 ¥ 3 h nach Zhengzhou. Von hier aus fahre ich mit dem Zug 1 h (5,5 ¥)nach Kaifeng. Was in Kaifeng los ist seht ihr im nächsten Bericht!

Markus Polo